NCI (Nominativus cum invinitivo)

 

 

Der NCI ist die Verbindung eines Nominativs mit einem Infinitiv.

Pater videtur dormire
Vater scheint zu schlafen
Nominativ   Infinitiv

 

Wann steht der NCI?
Steht das auslösende Verb im Passiv, dann steht im Lateinischen nicht mehr der ACI, sondern der NCI.
In der Regel übersetzt man dann das auslösende Verb mit: man + Aktiv

Romulus Romam condidisse putatur.
Man glaubt, dass Romulus Rom gegründet hat.

 

Wichtige NCI-Verben

putari, existimari man glaubt
dici man sagt
tradi es wird überliefert
narrari man erzählt

Bei diesen Ausdrücken gibt es noch eine oft sehr elegante Möglichkeit der Übersetzung:
sollen + Inf.

Romulus Roman condidisse putatur.
Romulus soll Rom gegründet haben.

vetari man verbietet
iuberi man befiehlt
videri scheinen

 

Beispiele:

Amici beati esse videntur.

Nach videntur (Passiv) ist der NCI zu erwarten, der Nominativ ist amici, der Infinitiv ist beati esse. Bei videri gibt es zwei Übersetzungsmöglichkeiten, die persönliche und die unpersönliche.

Unpersönlich: Es scheint, dass die Freunde glücklich sind.
Persönlich: Die Freunde scheinen glücklich zu sein.

Erravisse putamur.

Nach dem passiven putamur ist ein NCI zu erwarten, der Infinitiv ist eravisse (Vorzeitigkeit), doch wo ist der Nominativ? Der Nominativ steckt als Personalendung -mur im Prädikat. Obwohl wir die erste Person Plural haben, fangen wir bei der Übersetzung mit dem unpersönlichen man an, das wir ist dann Subjekt im dass-Satz. Auch möglich ist bei putamur eine Übersetzung mit sollen+Infinitiv.

Man glaubt, dass wir uns geirrt haben.
oder: Wir sollen uns geirrt haben.

 

Was gibt bei Deponentien den Ausschlag?
Die passive Form - dann wäre NCI zu erwarten - oder die aktive Bedeutung - dann ist mit ACI zu rechnen. Die Bedeutung hat Vorrang vor der Form: Bei Deponentien steht der ACI.

 

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